Wie wir bewusster konsumieren, entscheiden und leben

Wie bewusst gehen Sie, liebe Lezgo-Leserin, lieber -Leser, durch den Alltag einer dynamischen Welt? Wie konsumieren, wie entscheiden Sie? Im Gespräch liefert Dr. Barbara Studer Inputs – für «mehr vom Leben».
Dr. Barbara Studer ist eine Neurowissenschaftlerin und Hirnforscherin aus der Schweiz. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Hirngesundheit und die mentale Fitness in jedem Alter. Sie ist Expertin für kognitive Neurowissenschaften und Gesundheitspsychologie. Dr. Studer hat an der Universität Bern in kognitiven Neurowissenschaften und Psychologie promoviert. Sie doziert an der Universität Bern und anderen Schweizer Fachhochschulen. Sie ist die Gründerin und CEO der Hirncoach AG, einem Unternehmen, das evidenzbasierte Programme zur Förderung der mentalen Fitness und Gesundheit von Teams und Privatpersonen anbietet. Im Oktober erscheint ihr Buch «Hirnpower». Dr. Barbara Studer hat Jahrgang 1984, ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt in Lenzburg. Mehr über die Macherin: studertalk.ch
Dr. Barbara Studer im Interview

Wie treffen wir Entscheidungen? Wann treffen wir sie bewusst, wann unbewusst?
Unser Gehirn trifft den Grossteil der Entscheidungen unbewusst. Dies geschieht blitzschnell über Automatismen und gespeicherte Erfahrungen. Bewusste Entscheidungen entstehen nur, wenn wir innehalten, reflektieren und Alternativen abwägen. Das braucht mentale Energie und Aufmerksamkeit.
Wie lässt sich das Gehirn trainieren, um bewusstere Entscheidungen zu treffen?
Indem wir Pausen zwischen Reiz und Reaktion schaffen: zum Beispiel kurze Atempausen einlegen oder Reflexionsfragen stellen («Was ist mir wichtig?»). Sehr wertvoll ist auch der bewusste Austausch mit anderen und das Training der Perspektivenübernahme: Sich zu fragen, wie andere darüber denken. Auch Achtsamkeitstraining und Schlaf verbessern die Selbstkontrolle und fördern damit bewusstere Entscheidungen.
Was kann man tun, um im stressigen Alltag konzentrierter zu sein und sich weniger ablenken zu lassen?
Das Gehirn liebt Fokuszeiten: klare Prioritäten setzen, Störquellen reduzieren, regelmässig kurze mentale Erholungsmomente einbauen. Schon wenige Minuten Bewegung oder bewusstes Atmen oder Summen helfen, die Aufmerksamkeit zurückzuholen.

Gibt es Unterschiede, was Kinder, Jugendliche und Erwachsene tun können?
Kinder profitieren von Routinen und klaren Strukturen, Jugendliche brauchen Anleitung im Umgang mit Medien und Impulskontrolle. Erwachsene wiederum profitieren von einer bewussten Pausenkultur, von Selbstreflexion und Stressmanagement.
Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, die mentale Gesundheit zu fördern?
Indem sie es vorleben und dem Thema eine Priorität geben. Indem sie Raum für Pausen und Erholung schaffen, aber auch wertschätzende Kommunikation fördern. Und indem sie Weiterbildungen zur mentalen Fitness und Gesundheit anbieten. Sicherheit und Vertrauen im Team sind die Basis für Motivation und Leistung.
Wie denken Sie über den Konsum, speziell über den regionalen?
Regionaler Konsum entlastet nicht nur die Umwelt, sondern reduziert auch die kognitive Belastung. Die positiven Folgen sind weniger Auswahlstress und mehr Sinnhaftigkeit. Das stärkt wiederum die eigene Zufriedenheit und innere Balance.
Zusammengefasst: Was können wir alle tun, um bewusster zu konsumieren, zu entscheiden und zu leben?
Entschleunigen, reflektieren, Prioritäten klären und Entscheidungen im Einklang mit den eigenen Werten treffen. Je bewusster wir leben, desto resilienter wird unser Gehirn und desto nachhaltiger unser Wohlbefinden.
Herzlichen Dank für das inspirierende Interview.
Hirncoach
Hirncoach (hirncoach.ch) zeigt, wie wir unser Gehirn im Alltag und bei der Arbeit stärken können – mit fundiertem Wissen aus der Neurowissenschaft und praktischen Übungen für mentale Fitness und Gesundheit.