Karriere-Aufbau nach der Berufslehre mit der Bauschule

Die Berufslehre ist ein Schweizer Erfolgsmodell. In manchen Branchen fehlt es aber an Attraktivität. Perspektive ist die Antwort. Diese bietet die Bauschule mit einem breiten Weiterbildungsangebot für Bauberufe.
Unsere Serie über die Berufswahl geht in die dritte Runde. Im Juli 2022 ging Lezgo dem Nachwuchs fürs Gewerbe auf den Grund (Lezgo-Magazin, 1. Ausgabe, Seiten 24 bis 25). Im Beitrag mit der Kreisschule Entfelden wird klar, dass die Berufswahlvorbereitung wichtig ist, um eine gelingende Anschlusslösung für alle Schülerinnen und Schüler zu finden.
Im Beitrag «Verliert die Berufslehre an Wert?» vom Februar 2023 (Lezgo-Magazin, 3. Ausgabe, Seiten 18 bis 21) ergründete Lezgo den Stellenwert der Berufslehre in Zeiten des Fachkräftemangels. Im Interview mit der Berufsschule Lenzburg stellte sich heraus, dass das Schweizer Erfolgsmodell keineswegs gefährdet ist, aber dass die Attraktivität der Berufslehren gesteigert werden muss.
Im aktuellen Beitrag über die Bauschule geht Lezgo der Frage nach, wie nach der Berufslehre Karriere gemacht werden kann.
Erina Guzzi ist Vorsitzende der Geschäftsleitung, Michael Fretz ist Präsident des Verwaltungsrates der Bauschule.
Erina Guzzi und Michael Fretz im Interview

Wofür steht die Bauschule?
Angefangen hat alles 1895 als Fachschule für Holz- und Bautechnik am Aargauischen Gewerbemuseum in Aarau. Seit 2020 ist die Bauschule als Aktiengesellschaft selbständig unterwegs. Die Bauschule bildet gute Fachkräfte im Bereich der Planung und Realisierung von Bauwerken für das Baugewerbe weiter. Die Abschlüsse sind schweizweit (SBA und HF) anerkannt. Wir sind keine Berufsschule.
An wen richtet sich das Angebot? Welches ist die Zielgruppe?
An Menschen aus der Baubranche, die sich weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen möchten. Im Schnitt sind unsere Studierenden Mitte 20. Wer eine Lehre als Zeichner/in, Maurer/in, Strassenbauer/in, Zimmermann/Zimmerin oder Schreiner/in absolviert hat und sich in den Bereichen Hoch-/Tiefbau, Holzbau, Architektur, Innenarchitektur, Ingenieurbau und Unternehmensführung weiterbilden will, ist bei uns willkommen – unabhängig des Alters. Eine Berufsmaturität ist nicht erforderlich.
Welche Weiterbildungen können besucht werden?
Baupolier/in SBA und Bauführer/in SBA im Hoch-/Tiefbau. Bauführung HF im Holzbau. Bauplanung HF in Architektur, Ingenieurbau und Innenarchitektur sowie vorbereitend dazu der Vorkurs Konstruieren. Bauleiter/in Hochbau SBA und Bauleiter/in Tiefbau SBA. Betriebswirtschaft NDS HF, Berufsbildner/in und Auffrischungskurs Betriebswirtschaft in der Unternehmensführung.

Wie lange dauert ein Studium?
Die Ausbildung auf der Stufe höhere Fachschule dauert drei Jahre und kann in Vollzeit oder berufsbegleitend absolviert werden, in der Bauplanung jedoch ausschliesslich berufsbegleitend.
Wie viele Studierende hat die Bauschule?
Rund 400 Person sind pro Jahr an der Bauschule eingeschrieben.
Was zeichnet die Bauschule im Speziellen aus?
Wir sind keine Abendschule. Der Präsenzunterricht wird hochgehalten, was von den Studierenden aus der gesamten Deutschschweiz sehr geschätzt wird. Die Vernetzung untereinander wird gelebt und ist wichtig. Unser Angebot ist in der Schweiz einzigartig und für Baufachkräfte faktisch konkurrenzlos. Die Bauschule lebt nach ihrem Motto «Bildung ist unser Handwerk». Unsere rund 90 Lehrpersonen sind allesamt in der Praxis aktiv und keine vollamtlichen Lehrerinnen und Lehrer. Das schliesst die fünf Mitglieder der Geschäfts- und Bereichsleitung mit ein, die auch selbst unterrichten. Für die Bauführung im Holzbau sind wir die einzige Schule in der ganzen Schweiz. Die Bauschule steht für die ganzheitliche Betrachtung von der Planung bis zur Ausführung. Die Disziplin «Bauführung» ist an der Bauschule entstanden.
Was macht den HF-Anschluss zusätzlich interessant?
Er ermöglicht den Besuch einer Fachhochschule ohne Matura und bietet dadurch weitere Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Wie finanziert sich die Schweizerische Bauschule Aarau AG?
Trägerin ist die Stiftung Pro Bauschule. Ihr gehören die wichtigen Branchenverbände an. Finanziert wird das Angebot über die Wohnsitzkantone der Studierenden. Die Studierenden bezahlen zusätzlich eine Semstergebühr.
Wie denken Sie über den Fachkräftemangel?
Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen den Fachkräften und den Unternehmen, insofern sind wir Teil der Lösung des Problems. Auf Ebene der obligatorischen Schule ist es wichtig, die Berufslehre – vor allem die handwerklichen Berufe – attraktiv zu kommunizieren. Als Arbeitgeber ist es wichtig, in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden zu investieren. Die Berufsschulen müssen weiterhin für eine solide Basis sorgen und wir als Bauschule müssen unsere Aufgabe weiterhin bestmöglich machen, um gute Fachkräfte auszubilden.

Welche Botschaft möchten Sie an Schülerinnen und Schüler der Oberstufe richten?
Wer den gymnasialen Weg einschlägt, verdient heute nicht zwangsläufig mehr. Die Berufswelt ist für Lernende genauso attraktiv, weil viele Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen. Es lohnt sich also, in eine Berufslehre zu investieren. Berufslehren und akademische Wege sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Welche Botschaft richten Sie an die Eltern?
Ermutigen Sie Ihre Kinder, auch mal einen Beruf auszuprobieren, den man eigentlich vornweg bereits ausschliessen würde. Das kann lohnend sein, um vielleicht zu entdecken, dass sich die gehegten Vorurteile nicht bestätigen – auch nicht in finanzieller Hinsicht.
Was macht das duale Bildungssystem gut?
Mit einer Lehre hat man einen sicheren Wert in den Händen und kann sich fast nach Belieben weiterbilden.
Was könnte das duale Bildungssystem besser machen?
Die Weiterbildungsmöglichkeiten könnten noch besser bekannt gemacht werden. Dies kann den handwerklichen Lehrberufen zusätzliche Attraktivität verschaffen.
Die Zukunft macht auch vor Bildung nicht Halt. Wie ist die Bauschule digitalisiert?
Die komplette Kommunikation ist über Microsoft Teams organisiert. Wir verwenden bewusst kein E-Learning-System, weil wir hauptsächlich auf Präsenzunterricht setzen. CAD und BIM sind wichtige Themen in der Baubranche, die bei uns in den Unterricht einfliessen. Dabei wollen wir nicht die Kenntnisse der einzelnen Programme vermitteln, sondern eine Denkweise. Es gibt an der Bauschule Projekte, bei denen zum Beispiel die Holzbauer mit den Architektinnen zusammenarbeiten. Mit allem, was wir tun, wollen wir Anforderungen aus der Praxis erfüllen. Kommunikation ist dabei eine wichtige Schnittstelle, weshalb wir diese Kompetenz bei den Studierenden stärken.
Ihre Meinung zu Lezgo?
Das Magazin ist hochspannend, lokal verankert und zeichnet sich durch seine Regionalität aus.
Herzlichen Dank für das inspirierende Interview.
Schweizerische Bauschule Aarau AG
Suhrenmattstrasse 48
5035 Unterentfelden
062 737 90 20
info@bauschule.ch
bauschule.ch
Weitere Beiträge zum Thema Berufswahl finden Sie hier:
– «Handwerk mit Zukunft: Storenmonteur/in EFZ», Schenker Storen AG, (Lezgo-Magazin, 2. Ausgabe, Seiten 20 bis 22)
– «Worauf es ankommt, wenn man Erfolg haben will», Kunstturner Florian Langenegger (Lezgo-Magazin, 4. Ausgabe, Seiten 8 bis 12)
Bildungsangebote
Hier geht es direkt zu den Bildungsangeboten der Bauschule.