Gerda kocht – und schafft einen Ort der Begegnung

Wie lässt sich mit Kochen und einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert der Austausch in der Gemeinde fördern? Die Macherin Gerda Amberg-Marti beantwortete diese Frage mit einer Besenbeiz. Das Konzept ist ein Erfolg.
Aufgewachsen in Wüschiswil (Grosswangen), im Luzerner Hinterland, lernte sie in einer elfköpfigen Bauernfamilie rasch Verantwortung zu übernehmen. Nach dem Semi in Baldegg und langjähriger Unterrichtserfahrung als Hauswirtschafts- und Turnlehrerin zog es sie als Projektleiterin einer Non-Profit-Organisation für Verbandsmanagement in die Privatwirtschaft. Es folgten ein Auslandssemester in England und ein Lehrgang als Erwachsenenbildnerin FA, danach Unterrichtstätigkeiten an Berufsschulen und als Dozentin an einer höheren Fachschule. Heute ist sie hauptamtlich Familienmanagerin. Ehrenamtlich engagierte sie sich unter anderem für die Resonanzgruppe des Zukunftraums und als Kreisschulrätin. Für das Konzept «Frühe Förderung» war sie in der Projektgruppe als Elternvertreterin mitverantwortlich. In Unterentfelden organisierte sie dreimal eine Kleider-, Schuh- und Spielzeugbörse für ukrainische Flüchtlinge. Aktuell arbeitet sie im Projekt «zäme wachse» zwischen Unterentfelden und Aarau in der Resonanzgruppe mit. Gerda Amberg-Marti hat Jahrgang 1972, ist verheiratet, Mutter von vier Teenagern und lebt in Unterentfelden.
Gerda Amberg-Marti im Interview

An einer Zukunftskonferenz mit rund 80 Personen in der Turnhalle hat alles begonnen. Das Staufferhaus in Unterentfelden, ca. 1760 als Wohnhaus erbaut und zeitweise als Weinhandlung genutzt, gehört der Gemeinde. Schon länger wünschten sich die Bevölkerung und der Gemeinderat, dass dem historisch bedeutsamen Gebäude neues Leben eingehaucht wird. Nachdem Gerda Amberg-Marti punktuell Anlässe des Vereins «Kulturvereint» wie Ausstellungen, Vernissagen und Konzerten im Staufferhaus besuchte, haben es ihr die Stuben besonders angetan: die Gerüche, die Geräusche, die Geschichte. Weil sie leidenschaftlich gerne (gut) kocht, am liebsten Schmorgerichte, war die Idee ihres Staufferhaus-Projekts schnell geboren.

Die Neuauflage des Stammtisches
Selbst im Luzerner Hinterland auf einem Bauernhof aufgewachsen, ist ihr die Bauernstube seit der Kindheit vertraut. Als Ort des Zusammenseins und des Austauschs funktionierte die passionierte Hobby-Köchin die Stuben des Staufferhauses zur Besenbeiz um. Die Gastwirtschaft auf Zeit soll Menschen zusammenführen, Geselligkeit ermöglichen und dabei die Kulinarik und das Kulturelle in den Fokus stellen. Von Unterentfeldern fürs Dorf, so das Credo. Das «schönste Haus im Dorf», wie es Gerda nennt, sollte wieder lebendig werden und für Jung bis Alt etwas zu bieten haben. Der Startschuss für das Vorhaben fiel Ende 2024. Im Mai 2025 fanden die ersten Besenbeiz-Abende statt, im August folgte die zweite Auflage; mit Überraschungen für die Gäste.
Ein Experiment – auch für die Gäste
Die rund 20 Gäste pro Abend kannten sich entweder gut, teilweise oder gar nicht. Im Vorfeld wusste aber niemand, mit wem er am Tisch sitzen und den Abend verbringen würde. Auch das Rahmenprogramm hielt Überraschungen bereit. So durften die Anwesenden unter anderem zwei Alphornbläsern, einem Gitarrenspieler, den Tambouren, einer jungen Geigerin und einem 80-jährigen Geschichtenerzähler lauschen. Auch das Helferteam war bunt gemischt: Von Jugendlichen, die servierten, über drei Gemeinderäte, die beim Abwaschen halfen, bis hin zum AKB-CEO Dieter Widmer, der Risotto kochte, waren rund 50 Personen im Einsatz. Das Konzept sah vor, dass die Gäste selbst schöpften. Letztlich war es ein aufmerksames Service-Personal, das den Besenbeiz-Abenden zusätzlichen Charme verlieh. Insgesamt wurde die Besenbeiz an neun Abenden betrieben und zählte rund 190 Gäste. Und wie stand es nun um die Kulinarik?

Erlös für einen guten Zweck
Wie den Stimmen zu entnehmen war, wurden Gerdas Kochkünste hoch gelobt. An jedem Abend stand ein frisch zubereitetes Drei-Gänge-Menü mit regionalen und saisonalen Produkten auf der Speisekarte. Gerne wurde oft mehr bezahlt. Der Erlös der Besenbeiz kommt dem Äntefescht 2026 – dem Jugendfest beider Entfelden – zugute. Auch wurde rasch klar, dass die umgesetzte Idee ein vorhandenes Bedürfnis bedient und dem Zeitgeist entspricht. Ein Dorf lebe von Vereinen und der Schule, so Gerda. Mit der Besenbeiz sei ein Erlebnis fürs Dorf geschaffen worden, würdigte auch der für die Liegenschaften zuständige Gemeinderat Guido Scherer das Projekt und wünscht sich für die Gemeinde, dass der Impuls und die freigesetzte Energie weiter genutzt werden. Er war an den meisten Abenden im Helferteam und unterstützte das Projekt aktiv und beherzt.

Die Basis ist gelegt
Inspiriert hat das Projekt auch andere Regionen: Bereits zwei Gemeinden sind auf Gerda zugekommen. Das Ziel, Menschen in Unterentfelden an einen Tisch zu bringen, persönliche Kontakte (wieder) zu fördern, einen Ort der Begegnung zu schaffen, Nahbarkeit und Verbindungen zu ermöglichen – der Gemeinde Heimat zu geben und sie zu beleben –, wurde erreicht. Doch wie es weiter geht, ist noch ungewiss. Wie überall, gilt auch für die Besenbeiz und die Belebung des Staufferhauses in Unterentfelden: Nur mit initiativen Macher-Persönlichkeiten kann es vor- und vor allem weitergehen.

Das Staufferhaus mieten
Die Einwohnergemeinde Unterentfelden beantwortet Ihre Anfragen zu Vermietungen und Reservationen gerne.
Staufferhaus
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